frau-vor-unordentlichem-schreibtisch

Gewerbetreibende und Selbstständige erhalten täglich unzählige Briefe. Die wenigsten werden tatsächlich gelesen, sondern allenfalls überflogen. Das kann sich als kostspieliger Fehler erweisen, denn genau hierauf baut das Zentrale Gewerberegister.

Von der Briefwelle überrollt

Wer an chronischer Langeweile leidet, sollte ein Gewerbe gründen. Ich verspreche hoch und heilig, dass Ihnen danach nie wieder die Decke auf den Kopf fallen wird. Und das liegt nicht nur an all den Aufgabenfeldern, die einem spontan einfallen, wie Gewerbeanmeldung, Steuern, Businessplan, Finanzen, Technik und Tagesgeschäft, sondern vor allem, wie ich festgestellt habe, an der schier unerschöpflichen Briefeflut.

Diesen Aspekt hatte ich wirklich nicht bedacht, als ich 2012 mein erstes Gewerbe gründete. Ende letzten Jahres kam noch eine GbR hinzu. Mit meinem Hauptberuf komme ich somit auf stattliche drei Steuernummern und (ächz) drei verschiedene Steuererklärungen. Und jeden Tag auf einen überfüllten Briefkasten. IHK, Finanzamt, Gewerbeamt, Stadt, Bank – sie alle scheinen das unstillbare Bedürfnis zu verspüren, mit mir in Kontakt zu treten. Und das natürlich regelmäßig. Und doch hat gerade diese unfreiwillige Brieffreundschaft mit Ämtern und sonstigen offiziellen Stellen dazu geführt, dass ich eines wirklich gut kann: Eine tiefe Aversion gegen amtliche Briefe empfinden.

Bitte direkt entsorgen

Genau dieser Fähigkeit hatte ich es zu verdanken, dass mir der erste Brief, den ich vom Zentralen Gewerberegister erhielt, schon aus Prinzip auf die Nerven ging. Zum einen hatte ich bei meiner ganzen Ämterlauferei noch nie von einem solchen Register gehört. Wieso versteckten die sich bitte so lange? Zum anderen hatte ich einfach keine Lust mehr, mich irgendwo einzutragen. Wenn ich aufgrund meiner Anmeldung beim Gewerbeamt automatisch Mitglied bei der IHK werden konnte und auch das Finanzamt von mir erfuhr, warum wollte das Gewerberegister dann eine gesonderte Anmeldung? Ich war also auf Krawall gebürstet und gab den Namen bei Google ein. Ich hoffte, irgendeinen Grund zu finden, um den Brief ignorieren zu können.

Einer der ersten Einträge war vom Verbraucherschutzverein und eine eindeutige Warnung: Hinter diesem Brief steckten unsaubere Gelderwerbsmethoden, das Schreiben selber sollte man am besten gleich in den Mülleimer werfen. Die Betreiber des Zentralen Gewerberegisters gaben sich einen amtlichen Anstrich und nutzten so die Gutgläubigkeit bzw. Überforderung neuer Gewerbetreibender aus, um einen Eintrag des Gewerbetreibenden in ihrem privat betriebenen Register zu erreichen. Einmal darauf hereingefallen, hat man eine Mitgliedschaft über zwei Jahre und einen Jahresbeitrag von 398,88 € netto am Hals.

Nur Kleinigkeiten machen stutzig

Ich überreichte meiner Aversion innerlich einen Orden und ignorierte den Brief. Seitdem bekomme ich aber immer wieder Erinnerungen zugeschickt. Und bei einem dieser Schreiben fielen mir dann all die Dinge auf, die jedem auffallen würden, wenn man amtliche Briefe tatsächlich lesen und nicht nur überfliegen würde.

Zentrales Gewerberegister Logo
Erinnerung mit 3 Ausrufezeichen
Anschreiben des Zentralen Gewerberegisters

Dem Wort „Erinnerung“ folgten erst ein Leerzeichen und dann drei Ausrufezeichen. Welches Amt schreibt bitte im WhatsApp-Stil? Das Logo war unprofessionell unscharf. Der Erklärungstext kam einfach nicht zum Punkt und verlor sich in Abhandlungen zu verschiedenen Steuergesetzen. Erst in Zeile 7 von 8, natürlich sehr klein und mit wenig Zeilenabstand geschrieben, tauchte das Wort „kostenpflichtig“ auf. Von einer „Eintragungsofferte” sprachen sie hingegen sehr früh, jedoch verbunden mit einer kryptischen Nummer – also auch wieder ein Stolperstein für das Auge, der automatisch übersprungen wird. Und auch die AGB waren ziemlich klein und nur mit grauer Schrift auf die Rückseite des Schreibens gequetscht, wenngleich hier deutlich gesagt wurde, was man sich mit seiner Unterschrift einhandelte.

Betroffene sollten sich wehren!

Der Brief kaschierte die Kostenfalle äußerst geschickt. Gleichzeitig wurde aber auch so deutlich auf genau diese Kosten hingewiesen, dass viele Hereingefallene sich selber die Schuld geben dürften und vermutlich nicht auf die Idee kommen, rechtlich gegen die Betreiber vorzugehen. Auf offizieller Seite ist man jedoch längst auf das Zentrale Gewerberegister aufmerksam geworden und hat die Betrugsabsicht erkannt. Betroffene sollten also unbedingt in die Offensive gehen!